Wie nehmen blinde oder sehbehinderte Menschen ihre Umwelt wahr? Wie orientieren sie sich? Wie muss die Umgebung gestaltet und beschaffen sein, damit sie tatsächlich barrierefrei ist, und wie lässt sich das in eine auch für Sehende ansprechende Gestaltung übersetzen?
Diese und ähnliche Fragen sind mir zum ersten Mal während des 4. Semesters in der Vorlesungsreihe „Objektplanung in der Landschaftsarchitektur“ richtig bewusst geworden. Denn vorher habe ich mich, wie die meisten Menschen, nur beiläufig mit dem Thema der barrierefreien Gestaltung auseinandergesetzt. Und das, obwohl Bayern sich das (realistisch betrachtet utopische) Ziel gesetzt hat, bis 2023 barrierefrei zu sein. Aber gerade weil dieses Ziel immer noch von einigen Menschen und Planern als zweitrangig und sowieso unerreichbar betrachtet wird und mehr lästige Pflicht denn echter Anspruch dahintersteckt, habe ich mir gesagt: Jetzt erst recht! Denn barrierefreie und blindengerechte Gestaltung kann viel mehr sein als das, und das wollte ich auf möglichst unmittelbare Weise erfahren.
Der Weg war also nicht mehr weit zum Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund in München (BBSB), der aufgrund einer mehrjährigen Kooperation schon mehrmals Landschaftsarchitektur-Praktikanten und Werkstudenten der HSWT bei sich hatte. Im Servicebüro Barrierefreie Umwelt, meiner Praktikumsstelle, befasst man sich zum Großteil mit der Beantwortung dieser Fragen, indem Bauherren und Planer von öffentlich relevanten Projekten beraten werden, zum Beispiel in der kommunalen Stadtentwicklung oder in Projekten der Deutschen Bahn.
Weil dieses Praktikum aber nur einen sehr spezifischen und eingeschränkten Aufgabenbereich umfasst, hatte ich die Möglichkeit, das Praxissemester aufzuteilen, um meinen Erfahrungshorizont auch im „klassischen“ Bereich der Landschaftsarchitektur zu erweitern. Meine Suche konzentrierte sich zum einen auf Büros, die mit Abteilungen in allen drei Schwerpunkten breit aufgestellt sind, sodass ich möglichst viel an Wissen mitnehmen konnte. Zum anderen suchte ich nach Standorten in den Städten Deutschlands, die ich noch nicht kannte und mich interessierten, sodass ich trotz der Covid-19-Pandemie etwas Neues kennenlernen konnte. Schließlich fiel meine Wahl auf das Planungsbüro Bresch Henne Mühlinghaus (bhm) in Freiburg im Breisgau.