Die Corona-Pandemie hat die gesamte Arbeitswelt auf den Kopf gestellt. Auch vorher schon sichtbare, tiefgreifende Veränderungen wie ein zwischen Arbeit und Freizeit ausgeglichener Lebensentwurf („Work-Life-Balance“) oder die zunehmende Digitalisierung haben nochmal einen riesigen Schub nach vorne erfahren. Welche Auswirkungen sich daraus ergeben, besonders auf Berufe, die gerade von einer intensiven Kommunikation untereinander leben, dieser Frage sollte unter anderem in Gesprächen und Diskussionen mit Kolleginnen und Kollegen im Praxisbüro nachgegangen werden.
Ein zentraler Punkt hierbei ist der Ausbau des Home-Office-Angebots für alle Angestellten, sowohl rein von technischer Seite als auch im persönlichen und zwischenmenschlichen Umgang. Gerade in Zeiten der Kontaktreduzierung muss, wie inzwischen auch vom Gesetzgeber festgehalten, jedem Angestellten Home-Office ermöglicht werden. Dabei sollte es selbstverständlich sein, vom Arbeitgeber eine entsprechende Ausstattung zu erhalten, sei es durch Laptops mit Remoteverbindung zum Arbeitsplatz, durch finanzielle Unterstützung bei der Anschaffung neuer Geräte, oder durch die Mitnahme der Büroausstattung nach Hause.
Doch nicht nur die Hardware, auch die Software spielt eine entscheidende Rolle. Wenn ein Großteil der Mitarbeiter von zu Hause arbeitet, es für den Entwurfsprozess aber nach wie vor essenziell ist, in regelmäßigem Austausch zu stehen, müssen die technischen Voraussetzungen wie Headsets und Kameras, eine stabile Internetverbindung und Tools für Online-Konferenzen vorhanden sein. Am Ende kommt es aber darauf an, dass auch alle persönlich dazu bereit sind, unter diesen Umständen zu arbeiten, denn die beste Ausstattung nützt nichts, wenn die individuelle Bereitschaft fehlt.
Die zunehmende Digitalisierung und die erschwerte Kommunikation untereinander bergen auch Chancen für die Zukunft. Das Stichwort hier heißt Building Information Modeling (BIM). In der Hochbauarchitektur schon weit verbreitet, fristet BIM in der Landschaftsarchitektur bisher nur ein Nischendasein. Dabei war die Hemmschwelle für den Einsatz dieser Technologie, die gleichzeitiges Arbeiten an einem in der Cloud gespeicherten Modell von verschiedenen Planern auch aus mehreren Gewerken ermöglicht, noch nie so gering wie jetzt während der Pandemie. Natürlich bedeutet das auch einen grundlegenden Wandel in der bisherigen Organisation eines Büros, sowohl technisch als auch personell, aber wenn nicht jetzt, wann dann?
Auch fachlich und gestalterisch stellen sich neue, hochaktuelle Fragen. Man sollte darüber nachdenken, wie öffentliche Räume zukünftig gestaltet sein müssen, um sie auch für die Arbeit im „Home“-Office außerhalb der eigenen vier Wände attraktiv zu gestalten. Braucht es zum Beispiel auf öffentlichen Plätzen neben der Vergrößerung von Sitzangeboten auch mehr Tische oder andere, gestalterisch hochwertige Ablagen für Laptop und Schreibzeug? Sind öffentliche Steckdosen und WLAN-Hotspots im Grünen denkbar? Sind grüne Klassenzimmer und Vorlesungssäle möglich? Wie wirkt sich das auf die gesamte Gestaltung öffentlicher Räume aus, und damit auch auf die Trennung von Arbeit und Freizeitgestaltung? Kurz: Kann öffentlicher Raum auch zum „Green“-Office werden, und wenn ja, wie?